Offener Brief der ver.di Betriebsgruppe Convivo Lindenberg
Altenpflege ist Daseinsvorsorge
Sehr geehrte Damen und Herren Stadtverordnete,
wir wenden uns heute an Sie, da wir uns große Sorgen um unsere Arbeitsbedingungen und Arbeitsplätze sowie das Wohl der uns anvertrauten Bewohner*innen machen.
Im Frühjahr 2020 hat die Stadtverordnetenversammlung dem Verkauf der Geschäftsanteile der GNH AG an der SWA Kassel GmbH zugestimmt. Bei der Auswahl des Käufers wurde laut GNH AG Wert darauf gelegt, dass sowohl die Interessen der Bewohner*innen als auch der Mitarbeiter*innen geschützt werden. Im Kaufvertrag mit der Convivo GmbH wurde u.a. die Verpflichtung zur Betriebsfortführung bis 2035, die Anwendung der TVöD-B einschließlich zukünftiger Tariferhöhungen, Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis zum 31.12.2025 vereinbart.
Durch die Insolvenz von Convivo Ende Januar wissen wir nicht, was die Zukunft für uns bringt. Wir stellen uns die Frage, sind die mit Convivo getroffenen Vereinbarungen noch das Papier wert, auf dem sie stehen? Sind unsere Interessen tatsächlich - wie versprochen langfristig gesichert?
Wir haben Sorge, Spielball von reichen Investoren zu werden, die ihre Spekulationsgeschäfte mit der Altenpflege betreiben, denen das Wohl der Bewohner*innen und Beschäftigten egal sind. Das Beispiel von Convivo hat gezeigt, dass die Strategie Expansion um jeden Preis dazu führt, ein Unternehmen vor die Wand zu fahren. Wir sehen jetzt die Politik in der Verantwortung, dass sich so etwas nicht wiederholt.
Sehr geehrte Damen und Herren Stadtverordnete, wir sind der Auffassung, dass Altenpflege Daseinsvorsorge ist und fordern Sie daher auf, den Rückkauf durch die GNH AG oder die Rekommunalisierung zu prüfen. Nur so kann verhindert werden, dass statt der Pflege alter und kranker Menschen Spekulationsgeschäfte für Investoren im Vordergrund stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Glagow für die ver.di Betriebsgruppe Convivo Lindenberg